Sonntag, 16. Januar 2011

15 Die mit dem Popeye tanzt

Der Glassbottom-Tag endet mit Hüpfen. Getreu dem Motto des alten Radio-Kollegen Fred Metzler „...und wenn Sie Freizeit haben, dann hüpfen Sie“ begeben wir uns nach dem Abendessen an die Bar. Unser Haus-DJ hat das mit den Übergängen noch nicht so raus, deswegen bricht jede Platte im Fade out ab - und nach einer Sekunde Stille setzt die nächste ein. Inzwischen hat das Publikum im Hotel gründlich gewechselt, wie man an den vielen bleichen Gesichtern sehen kann. Und die sind auch ganz gut drauf und fangen gleich an zu tanzen. An der Bar sitzt auch ein französischer Seemann. Nun ja, er sagt, er war bei der Marine. Muss im ersten Weltkrieg gewesen sein. Er sieht aus wie Popeye und bewegt sich auf der Tanzfläche wie ein tapernder Zirkusbär (wobei Zirkusbären immerhin den Takt halten können). Seine Frau sitzt auch an der Bar. Aber die darf anscheinend weder was trinken noch tanzen. Also fragt er Daggi – und die geht auch brav mit ihm auf die Tanzfläche, die sich dann nach und nach auch füllt. Irgendwann kann ich mich auch nicht länger am Glas festhalten und hüpfe mit. Um 11 muss der DJ Schluss machen, aber das Publikum zwingt ihn zu 15 Minuten Zugabe. So einen Tag hat der schon lange nicht mehr erlebt. Hoffentlich verpfeift ihn keiner an die Hotelgewerkschaft...

Freitag, der 14.1.2011. Wieder ziemlich bewölkt und schwül draußen. Daggi macht es sich am Pool gemütlich. Ich habe noch ein paar Sachen zu sprechen und an meine Kunden zu schicken. Inzwischen muss ich das wieder vom Hotel aus machen, weil die mir im Cololoko die IP-Adresse gesperrt haben. Alle anderen Rechner können sich einloggen, nur mein Notebook nicht. Die haben sich wahrscheinlich gedacht, dass irgendein Nachbar heimlich in deren Netzwerk rumturnt und haben die Adresse meines Computers – also die sogenannte IP-Adresse – gesperrt. Schade, aber für die verbleibenden zwei Tage unerheblich.
Mittags essen wir im Hotel á la carte. Zwar nur Spaghetti, aber das klingt ja viel zu profan. Der Nachmittag zieht sich – wie immer, wenn wir am Pool oder am Strand rumhängen. Ist halt nicht meine Welt.
Abends dann nochmal ein schönes Essen in dem Fischlokal, in dem wir auch den Hummer gegessen haben. Die Touristen entschwinden langsam; es ist fast leer. Zum Abschluss besuchen wir noch zwei weitere Lokale auf der Hauptstraße. Das eine ist eher eine Bar unter freiem Himmel mit netter Musik. Da aber der Himmel mal wieder seine Pforten öffnet, fliehen wir ins „Life“, der Discothek, in der Bob Marley II. letzte Woche aufgetreten ist. Heute ist da eine Sängerin, gut 120 Kilo schwer, mit einer fantastischen Stimme. Ihr Gitarrist hat ein feines Gerät zu seinen Füßen. Während er die Dame begleitet, nimmt er sein Gezupfe per Fußdruck auf den internen Speicher des Gerätes auf. Sobald die Dame genug gesungen hat und es Zeit ist für ein Solo innerhalb des Liedes, drückt er im richtigen Moment die Wiedergabe-Taste und wiederholt somit die aufgenommene Passage. Gleichzeitig spielt er dann sein Solo life darüber. Das ist sehr effektvoll und spart einen kompletten Musiker.

Um 23.00 Uhr haben die beiden Feierabend und das Lokal füllt sich ziemlich schnell bis zum letzten Platz. Wir sitzen direkt am Eingang auf Barhockern und ertränken uns an Mochijtos.
An den Wänden des Lokals hängen Flachfernseher. Und zu unserer völligen Verblüffung wird dort das Bundesligaspiel Leverkusen-Dortmund live übertragen, dass die Dortmunder verdient mit 3:1 gewinnen. Dagmar will mir gar nicht glauben, dass freitags Bundesliga gespielt wird und dieses Spiel dann auch noch in Mauritius übertragen wird, aber es ist nunmal tatsächlich so. Irgend so ein Sportsender, der sich die Highlights des Sports rauspickt und live sendet, ist dafür verantwortlich. Deutscher Fußball ist anscheinend so ein Highlight. Die Gäste schauen weniger auf den Fernseher. Die haben genug mit ihrer Musik zu tun. Und der DJ, der ganz unscheinbar am Rand der Tanzfläche vor seinem Laptop kauert, macht seinen Job verdammt gut. So perfekte Übergänge habe ich schon ewig nicht mehr gehört. Die Musik ist auch hervorragend und animiert zum Tanzen. Leider können wir unsere Sachen nicht alleine am Stehtisch zurücklassen. Das Risiko ist uns dann doch zu groß. Also schauen wir einfach nur zu und erfreuen uns an dem sehr gemischten Publikum. Und das Schöne ist: Hier verträgt sich wirklich jeder mit jedem. Egal, welche Religion, welche Hautfarbe, welches Alter, welches Geschlecht. Es ist so harmonisch, dass es schon fast wieder verdächtig ist.

Sauer ist nur einer, und der bin ich. Der Taxifahrer verlangt für die 500 Meter zu unserem Hotel glatte 400 Rupien, also 10 Euro. Und das ist echter Wucher.

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