Dienstag, 11. Januar 2011

12 Kaufrausch

Wir tun´s schon wieder. Statt in das pralle Leben zu wandern, bleiben wir nach dem Abendessen an der Hotelbar hängen. Die Musik zieht uns die Schuhe aus, aber der Rosé schmeckt lecker. Wie schon gestern hat sich das gesamte Publikum weit vor uns auf seine Zimmer begeben, um der Abendanimation zu entkommen. Wir halten auch nur solange durch, bis Dagmar langsam die Dötzchen zufallen. Halb zehn Heia. Neuer Rekord. Das war wohl ´ne Sauerstoffvergiftung.
Dienstag, der 11. Januar, 8.00 Uhr. Daggi ist wach und giert nach sportlicher Bestätigung, die aber dann schnell nach dem Frühstück mit der Lektüre eines guten Buches endet. Morgen vielleicht??
Stattdessen sind wir dann wieder nach Grand Baie gelaufen und haben diverse Boutiquen unsicher gemacht. Güldener Schmuck und heiße Gewänder wurden erworben, um das Weibchen noch schöner zu gestalten. Damit nicht genug, fiel uns ein, dass es hier auch einen Markt gibt, den man besuchen kann. Trotz mittlerweile gefühlten 40 Grad bei 400% Luftfeuchtigkeit haben wir den Weg dorthin eingeschlagen und das Ziel erreicht. Man kann es kaum glauben, aber dieser Bazar befindet sich komplett unter einem Dach. Das erinnert uns an Istanbul, aber im Kleinen. Es ist sauheiß und die Verkäuferinnen sind – im Gegensatz zu Istanbul – sehr distanziert und freundlich. Daggi kauft für ihre Freundinnen mehrere Geschäfte leer. Ich habe immer noch kein einziges Elektronikgeschäft gefunden, was diese Reise für mich zur Günstigsten aller Zeiten machen dürfte. Wir nutzen eine Kaufpause, um die ersten Biere des Tages zu testen (Also jeder eins, damit das nicht falsch verstanden wird!). Sie schmecken wie immer supererfrischend, haben aber aus irgendwelchen Gründen einen erhöhten Alkoholanteil. Oder warum halten wir danach die Theke fest, damit sie nicht umfällt?
Dagmar (links im Bild) im Basar
In unserem Cocoloko-Stammlokal steuern wir deshalb schnell mit Cesar-Salaten dagegen und trinken für den Rest des Tages nur noch Wasser. (Der Tag endet hier gegen 18.00 Uhr!)
Danach laufen wir wieder durch die Hitze ins große Kaufhaus. Dort finden wir noch ein Kleidchen für meine Süße und ein paar Flaschen Rosé zum baldigen Verzehr auf unserer Terrasse. (Nachtrag: Das Zeugs ist so süß, das wir die Flaschen zurücklassen müssen...) Außerdem kaufen wir Zahnpasta, die ist nämlich alle. Blendax. Gibt´s auch hier. Der Weg vom Kaufhaus ins Hotel ist uns zu lang. Zufällig steht ein Taxi unseres Hotels vor der Tür und nimmt uns klimatisiert in unser Domizil zurück.
Am Pool ist es so heiß, dass ich es im Gegensatz zu Dagmar nur wenige Minuten dort aushalte. Im Apartment sind es 19 Grad; die Klimaanlage ist leise und erfrischend und mein Buch fesselt mich ganze drei Minuten. Schlaf bis 16.00 Uhr. Dann am Pool weitergelesen. Inzwischen bin ich bei Herrn Schätzing und seinem Roman „Lautlos“ hängengeblieben. Schon wieder ein Thriller. Ich weiß, mit wirklicher Literatur hat meine Ferienauswahl nicht wirklich was zu tun, aber es beruhigt ungemein. Daggi hat Mankells „Chinese“ in der Mache (kein Wallander!) und bringt die rund 600 Seiten an diesem Nachmittag zu Ende.
Wir diskutieren ein wenig über die Inhalte der Bücher und die Wirklichkeit. Zum Beispiel die soziale Lage in Mauritius. Wer nicht arbeitet, kriegt nichts. Es gibt keine Arbeitslosenversicherung. Rente gibt es je nach Beruf ab 62 Jahre. Und zwar 50% des normalen Durchschnittsgalts, also 75 Euro. Nicht pro Tag, sondern pro Monat! Sollte man älter als 75 Jahre alt werden, steigert sich die Rente auf 200 Euro. Hundertjährige und drüber bekommen noch mehr. Und die sind sind gar nicht so selten, sind aber in unserer Gegend kaum anzutreffen. Behinderte ab 60% Behinderung müssen ebenfalls mit der Hälfte des Durchschnittseinkommens auskommen, dürfen aber hinzuverdienen. Schwerbehinderte bekommen etwas mehr – genauso viel wie deren Pflegekräfte. Das bedeutet, dass Behinderte von ihren Angehörigen auch gut versorgt werden. Um Missbrauch zu vermeiden, wird das alles sehr genau kontrolliert.
Aber das Leben hier hat auch andere Vorteile: Die Kleinen haben zum Beispiel gerade zwei Monate Ferien hinter sich – und müssen vermutlich in diesen Tagen komplett neu angelernt werden. Militär gibt es hier nicht. Im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung würde die indische Armee (!) hier einlaufen und das Land verteidigen. Das hat uns ziemlich verwundert.
Nachdem wir uns eine Weile über die sozialen Verhältnisse dieses Landes unterhalten haben, wird es Zeit, die Klamotten den Abendessenssitten anzupassen (Keine Badekleidung!). Das hausinterne Menü ist heute mal wieder durchgewachsen, aber sättigend. Eigentlich ist ziemlich egal, was man isst. Satt wird man immer wieder. Und durstig auch.
Wir sitzen jetzt seit zwei Stunden im WLAN-Zentrum Cocoloko und schreiben so nach und nach diese Zeilen für heute. Morgen wollen wir es ein zweites Mal in Port Louis versuchen, um uns diese verdammte Briefmarke anzuschauen. Der Express-Bus soll sehr viel schneller sein...
Ob das stimmt und was uns jetzt uns wieder Schlimmes* passiert, könnt Ihr (vielleicht) morgen lesen.
* Schlimmes = es ist zu heiß oder zu kalt oder zu nass oder zu trocken


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