Donnerstag, 13. Januar 2011

13 Kälteeinbruch

Mittwoch, der 12. Januar 2011, so gegen halb neun. Im Zimmer ist es schön kühl. Die Klimaanlage haben wir inzwischen auf 21 Grad hochgedreht und den Ventilator abgeschaltet. So kann man gut pennen. Wiedermal hat es über Nacht geregnet, und das nicht zu knapp. Das Gras der Grünanlagen ist immer noch nass. Der Regen hat einen Temperatursturz mitgebracht. Es sind höchstens noch 27 Grad. Bibbernd laufen wir zum Frühstück. Aber die Kälte hat auch Ihr Gutes. Man könnte doch endlich mal mit dem Schnellbus nach Port Louis fahren, um sich diese weltberühmte blaue Briefmarke anzuschauen, um die alle so ein Gedöns machen.
Nach einem kurzen eMail-Check (...wenn wir schon mal da sind) steigen wir in den ziemlich schmuddeligen Express-Bus ein. Statt 32 Rupien kostet die Fahrt ganze 35 Rupien. Dafür gibt es eine Klimaanlage und eine schnellere Tour in die Hauptstadt. Der Bus ist im Nu bis unters Dach gefüllt. Unterwegs steigt kaum noch jemand zu, weil einfach kein Platz mehr ist. Nach nur 25 Minuten ist der Koloss auf dem Riesenbusplatz in Port Louis angekommen. Von dort zur blauen Mauritius sind es etwa 600 Meter. 600 Meter allerdings, die so manchen Stop bedingen. Zum einen müssen wir durch einen nicht enden wollenden Straßenbazar durch. Auch hier gibt es immer wieder dasselbe: Tücher, Touristenkitsch und Obst.

Doch weiter in Port Louis. Die Einkaufszentren an der Waterfront hatte ich ja schon beschrieben – diesmal waren sie sogar geöffnet. Wir haben eine Menge Läden betreten und wieder verlassen. Daggi sucht eine aktuelle Sonnenbrille und eine neue Uhr. Die Brillen passen meist nicht oder sind offensichtlich Imitationen und die Uhren, die ihr gefallen, liegen weit über unserem Budget. Das hat sich also nicht geändert. :-)
Dann endlich das „Penny-Museum“. Ganz hinten liegt es. Für das Eintrittsgeld erhält man einen Audioguide (dessen Batterie schon nach der ersten Station alle war) und sehr viele Originaldokumente. Das Ganze ist hübsch gemacht und bestimmt auch höchst interessant, leider fast ausschließlich in Französisch. Bei den Briefmarken unterstützt uns dann wieder der (ausgewechselte) Audioguide. Die „Blaue Mauritius“ ist also so wertvoll, weil der Herr Graveur statt „Postal Office“ nur „Post Office“ graviert hat. Nachdem man den Fehler bemerkt hat, waren schon einige der ersten Drucke dieser Gravurplatte im Umlauf. Jetzt soll es gerade noch drei dieser Marken geben. Einer davon sehen wir uns unvermittelt gegenüber.

Die „Blaue Mauritius“ zusammen mit einer „roten Mauritius“, die wohl etwas billiger ist. Mauritius hat mit Hilfe vieler Sponsoren das Geld zusammengetrieben, um diese Marke wieder in den Besitz zu bekommen. Trotzdem ist der „Wow-Effekt“ ziemlich mau. Disney hätte da mehr draus gemacht. Ohne die Unterstützung des Audioguides würden wir glatt dran vorbei laufen, weil es noch ein paar Dutzend fast gleich aussehender Marken in den Vitrinen gibt. Trotz Foto-Verbots fotografiere ich den Schatz. Mal sehen, was mein Farbdrucker draus macht...
Danach Mittagsessen in einem Luxushotel unmittelbar neben dem Museum. Alles sehr fein und auch nicht sonderlich teuer. Zurück zum Busbahnhof. In den Straßen mit den fliegenden Händlern ebenfalls nach Markenuhren gesucht. Aber leider nicht mal ´ne Rolex gefunden.
Am Busbahnhof selbst macht sich langsam Verzweiflung breit. Aberhunderte von Bussen fahren hier ohne jede erkennbare Regel kreuz und quer über den Platz. Manchmal steigen Schüler ein oder aus (erkennbar an der Schulkleidung, eine vernünftige Erfindung aus England), manchmal erkennen wir das Vorhandensein einer Haltestelle. Aber für wen, für welchen Bus, in welche Richtung – das alles will nicht in unsere Köpfe, die in der Mittagshitze zu glühen beginnen. Wir haben beide keinen Hut mitgenommen, weil es ja in Grand Baie so kalt war. Inzwischen hat die Sonne allerdings ein paar Kohlen nachgelegt, so dass es jetzt wieder locker 33 Grad im Schatten sind. Wir sind allerdings in der Sonne. Als Retter in der Not erweist sich ein Einheimischer, der wohl unsere Verzweiflung richtig gedeutet hat. Daggi sagt ihm, wo wir hin wollen und er führt uns quer über den Riesenplatz irgendwo ziemlich an den Rand, wo die Busnummer (215) auf den Asphalt gemalt wurde. Der Junge ist wohl selbst schon mal unter einen Bus geraten. Ihm fehlen einige Finger und sein Körper ist merkwürdig schief geformt. Das Trinkgeld hat er sich redlich verdient. Allerdings haben wir außer der auf den Asphalt gemalten Nummer nichts weiter außer viel Sonne – vor allem keinen Bus. Der kommt erst eine Viertelstunde später, als wir uns eigentlich schon aufgegeben haben. Dank der Klimaanlage waren wir in den 25 Minuten Fahrtzeit wieder voll erholt und konnten uns im Cocoloko von der Strapaze erholen.
Ein bisschen härter hat es wohl unser Körper empfunden. Um neun liegen wir im Bett. Daggi schläft sofort ein, ich quäle mich noch durch ein paar Seiten, von denen ich die letzten drei am nächsten Tag wiederholen muss.
Für morgen planen wir etwas ganz Spektakuläres: Drachenfliegen und Fallschirmspringen! Stay tuned!

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